La Palestine comme métaphore : Histoire des religions et science politique chez Johann Wilhelm Stucki (1542-1607)
Juden und Palästinenser der Antike sind Akteure auf einer Bühne, die zur Vergangenheit hin offen ist und zugleich wie in einem Labor Lösungen für die Gegenwart entwickelt. Tatsächlich zieht der Zürcher Universalgelehrte Johann Wilhelm Stücki (1542-1607) eine Parallele zwischen dem biblischen Konflikt Israels mit seinen Nachbarn in Palästina und den Religionskriegen im Europa seiner Zeit. Um die Identitäten der verschiedenen Protagonisten festzulegen, kommt es darauf an, auch wenn damit keine dauernde Lösung gefunden wird, zunächst die Umgebungen, Gebräuche und Religionen zu beschreiben: Aus dem kaum abgegrenzten, zwischen Meer und Land gelegenen Gebiet Palästinas erklärt sich die Ambivalenz der Sitten der Palästinenser und das Aussehen der von ihnen verehrten Gottheiten in einer Zweideutigkeit zwischen Meeres- oder agrarischen Bildern. Indem er sich auf eine kurz zuvor dem Geschmack der Zeit angepasste Theorie der Klimazonen von Jean Bodin (Sechs Bücher über den Staat – Six Livres de la République, Paris 1576) stützt, stellt Stücki den Konflikt als in der Natur der Sache selbst begründet dar. Die einzig mögliche politische Lösung besteht in seinen Augen darin, dass Unterschiede gegenseitig anerkannt und in einen dialektischen Prozess einer vicinitas oder „guten Nachbarschaft“ eingebracht werden.