Anne Robert et la condamnation de la secte des Multipliants (Montpellier, mars-juin 1723)
Am 6. März 1723 läßt Louis de Bernage, der Verwalter des Languedoc in Montpellier eine Gruppe von Protestanten verhaften, die im Haus von Anne Robert, der Witwe des Händlers Jean Verchand versammelt sind. Diese ungewöhnliche Sekte der Multipliants (Vervielfachenden) steht für eines der erstaunlichsten Kapitel in der Geschichte des französischen Protestanismus des 18. Jahrhunderts. Durch eine neue Analyse der Dokumente der Anklageschrift versteht man besser, wie es dazu kam, dass Anne Robert als Mitglied der Bürgerschaft Montpelliers diese Gruppe bei sich aufgenommen hat, dort den Bau eines aussergewöhnlichen Gottesdienstortes finanzierte und mit ganzem Herzen an den Feiern der multipliants teilnahm, obwohl sie Nachbarn und Freunde davon abzuhalten versuchten. Die genaue Untersuchung des Prozesses enthüllt Vorurteile und Unsicherheiten der staatlichen Autoritäten sowohl in Montpellier als auch in Versailles, angesichts dieser ganz neuen Entwicklung im französischen Protestantismus, die sich zwischen dem Camisardenkrieg und der Ausweitung der Kirche in der Wüste (Église du Désert) bewegte.