Dans les coulisses de l’affaire Calas : La Beaumelle et Court de Gébelin avant et après Voltaire
Voltaires Unterstützung hat den Justizmord an Jean Calas aus Toulouse berühmt gemacht, doch auch der Einsatz zweier evangelischer Schriftsteller in dieser Sache sollte stärker berücksichtigt werden.
Der Autor La Beaumelle wohnt in Toulouse als Marc-Antoine Calas tot aufgefunden wird (13. Oktober 1761). Er verfasst mehrere Texte : „Die entlarvte Verleumdung“ (La Calomnie confondue) wurde Pasteur Paul Rabaut zugeschrieben, und die „Beobachtungen für den Herrn Jean Calas“ (Observations pour le sieur Jean Calas), die mit Duroux unterzeichnet waren. Nach dem Todesurteil wegen des vermeintlichen Mordes an seinem Sohn (9 März 1762), verfasst er ein Memorandum an den König, wo er nach einer Darstellung der Fakten zwölf Gründe für die Nichtigkeit der Anklage aufzählt, die der Stadtrat David de Beaudrigue („capitoul“) geleitet hatte. Die hier gesammelten Punkte, die den Verteidigern der Erinnerung an Jean Calas zur Verfügung standen, inspirierten insbesondere die Schriften von Voltaire und Court de Gébelin. Als Calas 1765 rehabilitiert wurde, versuchte La Beaumelle nunmehr Anne-Rose Cabibel-Calas zu überzeugen, nicht nur David de Beaudrigue und andere Stadträte anzugreifen, sondern auch die gesamte Kriminal-Kammer des Stadtparlaments von Toulouse.
Court de Gébelin hat sich von Lausanne aus für die Affäre Calas interessiert. Im Jahr 1762 ist er durch die Hinrichtung seines ehemaligen Studenten François Rochette sehr betroffen, dann bewegt ihn das Unglück von Pierre-Paul Sirven, der wie Calas des Mordes am eigenen Kind angeklagt war und den er am Ufer des Genfer Sees aufnehmen will. Seine Toulousaines sind eine Sammlung fiktiver Briefe in denen er die drei Ereignisse von Rochette, Calas und Sirven verwebt, um dadurch den fanatischen Antiprotestantismus in der Hauptstadt des Languedoc aufzudecken. Obwohl die Texte dieses Ziel engagiert verfolgen, zeigen sie doch ein wirkliches Bemühen um Objektivität bei der Darstellung der Fakten, für die Court de Gébelin möglichst wahrheitsgetreue Zeugenaussagen zusammengetragen hat.
Zu seiner eigenen Sicherheit und für eine bessere Wirksamkeit musste La Beaumelle anonym bleiben. Court de Gébelin hingegen veröffentlichte die Toulousaines, doch ihre Verbreitung wurde durch die feindselige Haltung der Kommittees von Lausanne und Genf behindert, dann auch durch Voltaire, der seine Abhandlung über die Toleranz (Traité sur la tolérance) vorbereitete. Obwohl die Schriften der beiden Autoren nicht das erwartete Echo erhielten, verdienen sie es weiter erforscht zu werden und können als relevante Beiträge des französischen Protestantismus im 18. Jahrhundert gewürdigt werden. Es führt schließlich auch zu einer Überlegung wie sich das Schicksal dieses Protestantismus gewendet hätte, wenn diejenigen, die sich in Frankreich oder in den Flucht-Ländern (Refuge) zu Entscheidungen berufen sahen, andere Taktiken gewählt hätten.