« Dieu nous met en la bouche les paroles ». Quand les Réformateurs rendaient les Psaumes à l’assemblée

Wie findet sich Anfang des 16. Jahrhunderts das Wort Gottes im Munde jeder und jedes Einzelnen wieder ? Dieser Beitrag nimmt den Blickwinkel eines liturgischen Praktikers kurz vor der Reformation ein: Seinen Erfahrungsschatz, seine Zweifel und seine Sicht auf den beginnenden großen Umbruch.

Tatsächlich umfasste die Ausbildung der zukünftigen Reformatoren die Vorbereitung auf Liturgie und Sakramentsfeier, insbesondere wenn sie im Anschluß ans Präzeptorat der Kindheit in Gemeinschaften fortgesetzt wurde. Der genaue Blick auf die tiefe Vertrautheit mit der Liturgie ermöglicht es die radikale Erneuerung zu begreifen, die das reformatorische Anliegen mit überaus großem Schwung vorantrieb. Die Bedeutung des Psalmgebets und der Psalmtexte in der monastischen Praxis wird geschildert und vor diesem Hintergrund werden die notwendigen Auslassungen auf dem Weg zum neuen Ideal der singenden Gemeinde beschrieben, damit damalige Reaktionen und Begeisterung genau erkannt und qualifiziert eingeordnet werden können.

Die Musikgeschichte lehrt uns zudem, dass die versammelte Gemeinde in einigen Gegenden und zu einigen Zeiten (mit Belegen ab dem 13. Jahrhundert) an einigen Stücken des Lobpreis‘ und der Gesänge beteiligt war. Die Entstehung der großen geistlichen Sammlungen wie die „Noëls“ (Weihnachtslieder), geistlichen Lieder und ganz allgemein der Choräle im 16. Jahrhundert beruht auf dem klaren Bewusstsein für das Singen der Heiligen Schrift, zunächst im Gegensatz, dann als Ergänzung des Singens geistlicher Dichtung. Diese letzten beiden Gesichtspunkte werden schließlich mit unserer gegenwärtigen Praxis in Bezug gesetzt.