Engagement et écriture protestante au féminin : les Mémoires de Madame de Mornay
Die Bedeutung der Frauen bei der Verbreitung reformatorischen Gedankenguts braucht nicht mehr eigens aufgewiesen zu werden. Sie waren von einem Glauben verlockt, der ihren Zugang zum Wissen in einer Zeit erleichterte, in der es für die Frauen keinen allgemeinen Unterricht gab. Die Verbesserung des intellektuellen Niveaus der Frauen wird auch auf die Stellung der Frau in der Ehe wie auch in den evangelischen Familien positive Auswirkungen haben. Charlotte Duplessis-Mornay ist dafür das perfekte Beispiel. Sie kämpft nicht mit der Waffe in der Hand, nimmt auch nicht an Versammlungen teil, aber es gelingt ihr trotz der Einschränkungen, die für Frauen gelten, sich einen bedeutenden Bereich der Aktivität zu erarbeiten. In ihren Memoiren zeigt sich ihr Engagement durch ihr Interesse für die politischen und religiösen Entwicklungen Frankreichs und ihr tiefes Verständnis für deren Bedeutung und komplexen Spannungen. In dieser Zeit sind Lebenserinnerungen einer Frau selten erschienen, zudem spiegelt das Werk die Überzeugungen der Verfasserin ausdrücklich wider. Charlotte verfasst in ihren Memoiren eine Chronik der Religionskriege, die zwar im Protestantismus fest verankert, aber dennoch geschichtlich sehr präzise ist. Die Verfasserin beweist darin ihre Unabhängigkeit, gedankliche Freiheit und Mut, ohne je zu beklagen, dass sie Einschränkungen durch ihr Geschlecht erfahre.
Ohne eigenen Zugang zum öffentlichen Raum zu haben, beschreibt sie das politische, militärische und theologische Handeln ihres Ehemanns, analysiert die Bedingungen und schätzt die Wirkungen ein. Dadurch wird sie Zeugin und Geschichtsschreiberin zugleich. Ihre Interpretation und ihr brillanter Stil stellen sie auf eine völlig mit den männlichen Akteuren vergleichbare Stufe. Das geschichtliche und familiäre Bild, das sie entstehen lässt, illustriert zugleich die Fähigkeit der Frauen, ihre Stimme in einer Zeit hörbar werden zu lassen, die dafür noch wenig günstig war.