Histoire, mémoire et postérité : La Popelinière et l’écriture de la Saint-Barthélémy
Der Fall von La Popelinière, dem ersten „berufsmäßigen“ protestantischen Historiker, der einen Bericht über die Bartholomäus-Nacht verfasst hat, ist auf wenigstens drei Ebenen außergewöhnlich: In seiner geschichtlichen Denkweise, seinem Schreibstil und seinem Bezug zur kommenden Zeit. In L’Histoire des histoires (Geschichte der Geschichten), mit seinen historiographischen Reflexionen, untersucht er die klassischen Themen der Beziehung von Theorie und Praxis, dem Begriff der Wahrheit oder der Rolle des Leidenschaften unter neuem Blickwinkel, um sie anders zu beschreiben. Damit entfernt sich der Historiker vom überkommenen Geschichtsbegriff als « magistra vitae », wo die Wahrheit im moralischen Sinn verstanden wird und wendet sich seiner wissenschaftstheoretischen Bedeutung zu. Die Leidenschaftlichkeit wird als größter Feind des Historikers begriffen, der sich an die Darstellung seiner eigenen Epoche wagt und ihn so zwingt, sowohl seine eigene Subjektivität zu reflektieren als auch darüber, wie er die nötige Neutralität erreicht, um für die kommenden Generationen eine verlässliche Quelle zu sein. Seine kritische Herangehensweise, besonders bei der Abfassung des Berichts über die Bartholomäus-Nacht hat ihm die Gegnerschaft seiner Glaubensgenossen eingebracht. Aber er schreibt bewusst nicht für seine Zeitgenossen, von denen er keine Anerkennung erwartet. Er wende sich vielmehr seinen „Ur-Großneffen“ zu, für die er eine zweifache Gewinn erhofft: Einen Zugang zu einem authentischen Bericht über den schweren Zeitabschnitt ihrer Vergangenheit und um Elemente zu finden, die eigene Zukunft vorzubereiten.