„Nous nous soumettons sans répliques à la volonté du meilleur des Rois…“. Un mémoire inédit du consistoire de l’Église française de Berlin (1809-1810)
Im Gegensatz zu anderen Orten im Refuge behielt die Hugenottenkolonie in Preußen über ein Jahrhundert lang eine starke Verwaltungsstruktur mit integrierter Führung auf höchster Ebene des Staates bei. Die Forschung hat sich recht wenig mit der späten Phase der Kolonie befasst. Es handelt sich jedoch um eine höchst aufregende Zeit, in der das Königshaus, der hundertjährige Beschützer der Kolonie großen Krisen ausgesetzt wurde, nämlich der stechenden Niederlage in Jena (1806) und der napoleonischen Besatzung. Die darauf folgenden großen Reformen des Staates ermöglichten die Erneuerung Preußens, führten aber gleichzeitig zur Auflösung der institutionellen Kolonie. Bereits bei den ersten Anzeichen und während des gesamten Prozesses der Reformen setzten sich die Leiter der französischen Kirche in Berlin wachsam und aktiv zur Wahrung ihrer Rechte ein. Vor diesem turbulenten Hintergrund wurde der Regierung das zum ersten Mal hier veröffentlichte Memorandum zugesandt. Es verdeutlicht die Besonderheit einer Kirche, die ein Jahrhundert nach dem Großen Refuge noch immer fest an den Grundsätzen der Disziplin der reformierten Kirchen Frankreichs (ERF) festhielt und darauf bedacht war, sie trotz ihrer Unterwerfung unter den königlichen Willen weiterhin autonom anzuwenden. Allgemeiner ausgedrückt stellt der Ansatz der französischen Kirche die Frage nach dem Standort einer ethnischen und religiösen Minderheit in einem Staat, der tief greifenden Veränderungen ausgesetzt war.