Reliques et miracles. Continuité de la controverse antipapiste au XIXe siècle en France
Die Erneuerung der Reliquienverehrung im französischen Katholizismus nach 1815 rief unter den Protestanten eine heftige Reaktion auf dieses populäre Phänomen hervor, weniger bei den liberalen als bei den evangelikalen Protestanten, mit zahlreichen Veröffentlichungen. Kontroverstheologen wie Napoléon Roussel, François Puaux und César Malan nahmen sich des Themas an. Ihre Hauptquelle war der Traktat über die Reliquien (Traité des reliques) von Calvin, der 1601 zuletzt herausgegeben worden war und 1822 als Anhang zum Kritischen Lexikon der Reliquien und Wundertätigen Bildern (Dictionnaire critique des reliques et des images miraculeuses) von Collin de Plancy wieder herausgegeben wurde. Letzterer war schließlich 1841 zum Katholizismus konvertiert, aber hatte sich in seinem Lexikon viele Argumente aus den protestantischen Schriften zu eigen gemacht. Dies war nicht der Fall bei seinen antiklerikalen Nachfolgern in der III. Republik, die katholische wie evangelische Christen generell verabscheuten und für die auch die Reformation nur ein vergangenes geschichtliches Ereignis war. Dabei ist festzustellen, dass das Thema der Reliquien anders als die Themen der Ohrenbeichte oder der Kasualien den Evangelisten keine Sympathien bei der ländlichen Bevölkerung einbrachte: Die Verehrung der Reliquien war so andauernd wie auch geographisch fest verankert und bedeutete für die Landbewohner eine Stütze in den sozialen Beziehungen, auf die sie nicht verzichten wollten.