Tipografi- librai alle origini della Riforma in Italia
Am 14. Februar 1519 teilt Johann Froben, Verleger und Buchdrucker in Basel, Martin Luther mit, welche Verbreitung eine Ausgabe seiner Werke in Basel und welchen Erfolg die Reformation in Europa hat. Nachdem er Frankreich, Spanien und England erwähnt hat, berichtet er über die Lage in Italien, und nennt insbesondere einen Buchhändler mit Namen Calvus, ist in Pavia und sicherlich auch in Mailand tätig ist. Calvus ist mehrfach über die Alpen gereist, besonders nach Basel und Nürnberg, wo er an Handelsmessen teilgenommen hat und mit deutschen Buchhändlern in Kontakt gekommen ist und so stark von der Reformation überzeugt war, dass er die Werke Luthers nach Italien importiert hat.
In der Regel wird besagter Calvus als Francesco Calvi identifiziert, der Buchhändler in Pavia und Mailand war und mit lateinischen Handschriften handelte, was ihn zu mehreren Reisen in Europa bewog und wodurch er mit Erasmus und den wichtigsten Intellektuellen und humanistisch Gebildeten seiner Zeit nördlich der Alpen in Kontakt gelangte, besonders Amerbach, Beatus Renanus und Froben selbst, die alle offen für die lutherischen Ideen waren.
Nun gibt es aber keinen konkreten Anhaltspunkt, der es erlaubt Francesco Calvo, der auch unter der Bezeichnung Minitius oder Minucius bekannt war, als einen Vertreter der lutherischen Lehre zu bezeichnen: Es ist keine diesbezügliche Anzeige gegen ihn bekannt. Im Gegenteil scheint es, dass er sich den reformatorischen Gedanken widersetzt hat, indem er das anti-lutherische Werk von Luigi Marliani mit dem Titel Oratio in Martinum Lutherum herausgegeben hat, zudem ist er 1520 nach Rom umgezogen, was vermuten lässt, dass er keinen Zweifel am Fortbestand der katholischen Lehre gehabt haben könnte.
Tatsächlich heißt auch Francescos Bruder Andrea Calvus, der ebenfalls Buchhändler in Mailand und in Pavia ist, und ebenfalls als Verleger in engem Austausch mit Intellektuellen nördlich der Alpen, insbesondere aus der Schweiz und der Lombardei, die mit der Reformation geliebäugelt haben. Wenn man seine Biographie betrachtet, erscheint es also klar, dass er der Calvus ist, von dem Froben spricht. Als der Herzog von Mailand, Francesco II. Sforza am 23 März 1523 einen ersten Erlaß gegen die Besitzer reformatorischer Schriften veröffentlicht, sieht sich Andrea gezwungen, die Stadt zu verlassen und sich jenseits der Alpen niederzulassen, wo er weiterhin als Buchhändler tätig ist. Im Jahr 1530 kehrt er nach Mailand zurück, wo er seine Buchhandlung und seine lutherischen Ideen weiterführt. 1538 wird er aufgrund von Gerüchten des Handels mit häretischen Büchern angeklagt und muss sich vor der Inquisition in Mailand verantworten. Erst im Jahr 1541 verfasst er eine Verteidigungsschrift, in der er seine Irrtümer zugibt, sowie anerkennt, dass er nicht gemeldet habe, dass sein Buchhändler in Pavia häretische Schriften verkaufte; er bekennt sich zum katholischen Glauben und wird begnadigt.
Wie dem auch sei, Buchhändler und Verleger stehen am Anfang der Ausbreitung der Reformation in Italien, die sowohl aus Überzeugung als auch aus wirtschaftlichen Erwägungen protestantische Druckschriften von jenseits der Alpen importiert haben, bevor 1525 in Venedig die erste italienische Ausgabe eines katechetischen Texts Martin Luthers von der Druckerei Zoppino veröffentlicht wurde.